Wohlstand und Immobilien konzentrieren sich in einem kleiner werdenden Anteil der Bevölkerung. Die Schere zwischen Produktionssteigerung und Einkommenswachstum geht seit Jahrzehnten auseinander. Davon profitieren die Besitzer dieser Ressourcen. Und dieser Wohlstand tendiert in Europa dazu, über Jahrhunderte in denselben Familien zu bleiben, wie MIT-Professor Alex Pentland feststellte. Egal, ob wir in Deutschland, Österreich, Schweiz bleiben oder nach Frankreich, Italien oder England schauen – wenn wir durch die Liste der wohlhabendsten Familien gehen, finden wir einen signifikanten Anteil an Namen, deren Vorfahren schon vor Jahrhunderten ihren Wohlstand angehäuft haben und politischen Einfluss hatten.
Darin unterscheiden sich die Vereinigten Staaten von Europa. Dort funktioniert ein solches Wohlstandsvererbungs- und Klassensystem weniger gut. Hatte man ein glückliches Händchen dort, ging es einem selbst und den eigenen Kindern gut, die Enkel aber mussten mit hoher Wahrscheinlichkeit schon wieder selber ihren Lebensunterhalt verdienen.
Genau das widerspiegelt sich in einer Graphik von HowMuch.net (financial literacy website), die die Herkunft des Wohlstands der Milliardäre für einige Länder auflistet. Dabei wird unterschieden, ob die Milliardäre ihr Vermögen durch Erbschaft, als Firmengründer, als Vorstände oder im Finanzsektor verdient haben, oder durch politische Verbindungen und Zugang zu Ressourcen.
Dabei sehen wir, dass in europäischen Ländern die Mehrheit der Milliardäre ihr Vermögen durch Erbschaft ‘erwirtschaftet’ haben. In Deutschland sind es gleich zwei Drittel, die durch die Wahl der ‘richtigen Familie’ zu Wohlstand kamen. Auch in der Schweiz und in Frankreich liegt der Anteil bei mehr als 50 Prozent. In den USA sind es weniger als ein Drittel.
Dafür sticht in den USA der Reichtum durch den Finanzsektor hervor. Gleich 26,8 Prozent der Milliardäre erwirtschafteten sich den Wohlstand dort. Den größten Anteil mit 32,1 Prozent machen Unternehmensgründer aus. Frankreich übertrumpft in diesem Gebiet sogar die USA.
Verzerrungen gibt es durch wo es ja durch die feste Hand der kommunistischen Partei lange kein vererbbares Vermögen gegeben hatte. Insofern ist der Anteil an Firmengründern an Milliardären wenig überraschen. In Russland dominieren die Herkunft des Vermögens der Milliardäre der staatliche Sektor mit 64 Prozent und der Ressourcensektor mit 21,6 Prozent. Das sind eindeutige Zeichen von Korruption und weniger von Verdienst.
Was bedeuten die Zahlen für Europa? Wir haben einigen Aufholbedarf, was die Wohlstandsverteilung betrifft. Alex Pentland hatte schon recht, als er darauf hinwies. Es kommt in Europa nach wie vor weniger auf die eigene Leistung und Verdienst an, als auf die Gnade der Geburt.
Die Zahlen verwundern ehrlich gesagt nicht. Natürlich ist der Anteil des geerbten Vermögens in ehemals kommunistischen Ländern wie Russland, Osteuropäischen Ländern und China gering. Aber ist das positiv? Die Zahlen sagen nichts darüber aus, wieviele Menschen zu Reichtum kommen und wie es den Menschen im Durchschnitt geht. Und da sieht es in Deutschland wesentlich besser aus, als in den USA, in China oder Russland. Denn in keiner dieser Länder möchte ich arm sein. Und die Anzahl der Armen geht in Deutschland zurück. Besonders wenn man Zuwanderer herausrechnet, die erst seit ein paar Jahren im Land sind (und aufgrund der Armutsmigration mittellos hier ankommen).
Ich persönlich bin nicht reich und es mir egal, ob es andere sind. Mir geht es darum, dass es ärmeren ganz gut geht und dass die Mittelschicht gut leben kann.
Es handelt sich in meinen Augen um eine reine Neid-Debatte, die an den wahren Problem vorbeigeht.