Als ich ein Junge war und beängstigende Dinge in den Nachrichten sah, sagte meine Mutter zu mir: ‚Such nach den Helfern. Du wirst immer Leute finden, die helfen.’
— Mr. Rogers.
Ein Journalist eines deutschen Wirtschaftsmagazins fährt in meinem Auto mit. Er berichtet über digitale Trends und ist auf Erkundungstour im Silicon Valley. Als wir auf einer der Hauptverkehrsachsen einem selbstfahrenden Auto begegnen, von dem hier fast eintausend unterwegs sind, zücken wir beide unser Smartphone, um es zu filmen. Irgendwie drücke ich im Eifer am falschen Knopf meines iPhone X, während ich als Fahrer auf den Verkehr achten muss und merke im Nachhinein, dass ich kein Video aufgenommen habe. Mein Beifahrer allerdings schon – mit seinem iPhone 6. Das Video, das er mir nachher dankenswerterweise zusendet, ist von der Auflösung her so schlecht, dass ich es nicht verwenden kann. Es ist Sommer 2018.
Szenenwechsel: Der Rucksack
Im Herbst 2018 blättere ich durch die aktuelle Ausgabe von t3n, ein Magazin für Digitalos und Technologie-Enthusiasten. Ein Segment fragt prominente digitale Vorreiter danach, was sie bei ihren Dienstreisen in ihren Rucksack packen. Der digitale Evangelist eines großen deutschen Konzerns zählt auf: Laptop, Powerbank, Buch und sein iPhone 6.
Szenenwechsel: Las Vegas, Nevada.
Am Vorabend der CES treffen sich drei Dutzend IT Berater zu Vorträgen und zum Gedankenaustausch bei einem Dinner. Auf die Frage, wer einen Sprachassistenten besitzt, bleiben alle Hände unten, dafür ertönt sofort aus dem Hintergrund der Vorwurf „Die hören ja immer zu!“
Szenenwechsel: Silicon Valley
Eine Delegation mit dem deutschen Bundesminister für Wirtschaft und Energie besucht Start-Ups und Firmen im Silicon Valley und trifft auch mit deutschen Mitarbeitern und Gründern zusammen. Bei einer Veranstaltung bittet der Innovationsevangelist von Google, Frederick Pferdt, zu einer kleinen Übung. Die Delegationsteilnehmer sollen die Augen schließen und kleine Rechenaufgaben ausführen. „Eins plus eins ist zwei“, sagt Pferdt. Man hört nichts. „Zwei plus zwei ist vier!“ Alle sind konzentriert und mucksmäuschenstill. „Drei plus drei ist fünf.“ Der Bundesminister ruft laut hervor „Falsch!“ Pferdt macht unbeeindruckt weiter. „Vier plus vier ist acht.“ Und ein weiteres Mal „Fünf plus fünf ist zehn.“ Keiner meldet sich.
Alle Augen gehen auf und Pferdt analysiert. „Haben Sie bemerkt, dass von fünf Aufgaben vier korrekt waren, aber niemand hat dazu Lob ausgesprochen? Dafür war eine falsch, und sofort wurde darauf reagiert und die Aufmerksamkeit messerscharf darauf fokussiert. Und genau das ist der Unterschied zwischen Deutschland und dem Silicon Valley. Nicht mit einem Fehler aufhalten, positiv denken, weiter neue Dinge ausprobieren.“
Anti-Renaissance
Das ist nur eine kleine Auswahl von Begebenheiten, die ich und andere bei der Begegnung mit Innovationmanagern, digitalen Evangelisten, Produktentwicklungsleitern, Vorständen und Techjournalisten iin den vergangenen Jahren erlebt habe. Wohlgemerkt: alles Personen, deren Aufgabe und Interesse es sein sollte, ihre eigenen Organisationen und Gesellschaft in die Zukunft zu bringen.
Ich wohne seit 2001 im Silicon Valley und verfolge Technologietrends aus nächster Nähe. Es fiel mir auch nicht leicht, mich mit der Zukunft in einer Weise zu befassen, die von Offenheit und aufrichtigem Interesse geprägt war. Insofern verstehe ich das Mindset der Delegetaionen und Besucher aus dem deutschen Sprachraum, die ich in der San Francisco Bay Area treffen darf.
Lange habe ich damit gekämpft zu verstehen, warum es solch einen Unterscheid in derr Innovationskraft der Regionen gibt, und erst eine Biographie zum Anlass des 500. Todestages von Leonardo da Vinci gab mir einen Anhaltspunkt.
Mit diesem Blog, das mein Buch Future Angst begleiten soll, möchte ich die Ursachen für die Skepsis zu neuen Technologien und Ansätzen analysieren, die negativen Auswirkungen auf die Gesellschaften zeigen, und wie wir eine offenere und sachlichere Herangehensweise wählen und optimistischer die Zukunft gestalten können.
Happy Ney Year, Mario! Looking forward to your further ideas how to be a driver in a new renaissance and how to open the eyes and minds of people to a new worldwide renaissance. All the best, Stefan Schulz