COVID-19 zwingt uns alle zu einem neuen Lebens- und Arbeitsstil. Arbeiten und Lernen von zu Hause, Online-Shopping, Freizeit und Stress zugleich sind nur ein paar der Erscheinungen, die wir alle am Leib erfahren. Was hat sich genau verändert und was wird sich permanent ändern, und welche Chancen wird es nach Corona geben?
Um ein Gefühl für die aktuelle Situation und die Einschätzung über mögliche Szenarien zu erhalten, habe ich meine Newsletter-Abonnenten zu einer nicht repräsentativen Umfrage eingeladen. Die mehr als 50 Reaktionen aus dem deutschen Sprachraum (und einige englischsprachige) sind in diese Studie eingeflossen. Der Großteil meiner Abonnenten stammt aus einem eher technisch affinen Umfeld und ist deshalb nicht repräsentativ für die allgemeine Bevölkerung. Die Umfrage soll als Stimmungsbild gelten.
Hier sind die sechs gestellten Fragen:
- Was hat sich aktuell für dich persönlich und beruflich geändert? Welche Gewohnheiten und Werkzeuge haben sich geändert? Wie fühlt sich das an?
- Wie nutzt du gegebenenfalls die Zwangspause und Umstellung deiner Routine? Hast du mehr Freizeit mit der Familie? Machst du Sport? Lernst du neue Skills, und wenn ja, welche? Liest du mehr, schaust mehr TV et cetera? Oder bist du völlig überfordert?
- Was bietet dir persönlich die Coronavirus-Krise als Chance?
- Wo siehst oder vermutest du gesellschaftliche, wirtschaftliche, ökologische, technologische et cetera Auswirkungen, die dauerhaft sein werden? Warum?
- Welche Dinge, die sich deiner Meinung nach dauerhaft ändern sollten, werden wieder in die alten Verhaltensweisen oder den alten Trott zurückfallen? Warum?
- Was bietet uns allen die Coronavirus-Krise als Chance? Was sollten wir hier nicht vergeigen?
Und hier die Zusammenfassungen der Antworten auf diese Fragen:
Die meisten hatten schon Erfahrung mit Homeoffice und Videokonferenzwerkzeugen, vermissen zwar den zwischenmenschlichen, persönlichen Kontakt, berichten aber auch von spürbarer Entschleunigung. Das Pendeln in die Arbeit vermisst niemand. Das Zusammensein mit der Familie tut vielen gut. Manche kämpfen auch mit der Technik und dass ihre Wohnungen nicht für Arbeiten von zu Hause eingerichtet sind, speziell wenn mehrere Familienmitglieder so arbeiten müssen. Ein verbreitetes Gefühl ist auch, dass man langsamer mit der Arbeit vom Fleck kommt, auch wenn man mindestens ebenso viel arbeitet.
Foresight Mindset
Die Kunst und Wissenschaft seine Zukunft vorherzusagen
Zukunft lässt sich vorhersagen. Einigermaßen, mit einer gewissen Unschärfe jedenfalls. Diese Disziplin ist erlernbar und das ist zugleich die gute Nachricht. Das Buch umfasst ein strategisches Set an Werkzeugen das hilft nicht nur zu reagieren, sondern ermöglicht, von Anfang an die Gestaltung der Zukunft mitzubestimmen.

Die Kunst und Wissenschaft seine Zukunft vorherzusagen
Erscheinungsdatum: 2. April 2019
Verlag: Franz Vahlen. München,
Preis: €29,80
Andere sehen es als Chance, lang aufgeschobene Projekte zu verfolgen und auch Dinge zu erledigen, für die sie früher keine Zeit hatten oder sich nehmen wollten. Manche lesen viel mehr, machen Sport, absolvieren Online-Kurse oder kochen. Dann gibt es diejenigen in systemrelevanten Berufen, die plötzlich mit Arbeit eingedeckt sind, weil jedes Unternehmen lange aufgeschobene Online-Repräsentanzen haben muss. Die Bedeutung von mehr Zeit mit der Familie wird immer wieder erwähnt und geschätzt. Nicht zu vergessen die Familienmenschen, die aktuell die beste Zeit ihres Lebens erfahren.
Die Krise hat den Blick auf Wesentliches geschärft. Unnötige Einkäufe sind weggefallen und werden nicht vermisst. Liegengebliebenes wird nachgeholt, es wird aufmerksamer zugehört, viele hinterfragen den Aufwand für manche Termine in der Vergangenheit, zu denen man extra gefahren ist. Einige beschäftigen sich auch mit der Zukunft, nicht nur der eigenen, sondern mit möglichen gesellschaftlichen, geschäftlichen und technologischen Trends. Andere schätzen die freie Zeiteinteilung, die neue Struktur, die sie selbst bestimmen können. Man wird wieder Herr über den eigenen Zeitplan.
Viele erwarten, dass es nicht zu einer Rückkehr zur vorher gewohnten Normalität kommen wird, sondern sich Dinge ändern werden. Bedingungsloses Grundeinkommen, Gesellschaftsverträge, die Art, wie gearbeitet wird und was wichtig sein wird, wird neu diskutiert werden. Auch macht sich niemand etwas vor, dass es zu einer Rezession, vermutlich einer Riesenrezession, kommen und länger dauern wird, bis alles wieder den Vorkrisenstand erreicht haben wird. Viele fordern, die Wertschätzung systemrelevanter Berufe in praktische Maßnahmen umzuwandeln und höhere Löhne zu zahlen. Etliche erwarten auch eine Rückbesinnung auf lokale Angebote, etwa was das Reisen betrifft. All dies wird als gut für das Klima betrachtet, das die Interviewten trotz Corona nicht aus den Augen verloren haben. Wie man mit den zu erwartenden Massenpleiten umgehen wird, beunruhigt sie.
Es wird auf alle Fälle einen digitalen Schub geben, Homeoffice wird bleiben, Geschäftsreisen (zumindest vorübergehend) werden zurückgehen. Auch erhoffen sich einige, dass man endlich aus den Krisen lernt und das System an sich ändert und nicht alle paar Jahre durch eine Krise mit denselben Akteuren und Hilfspaketen geht. Die Befürchtung ist jedoch, dass die Regierungen und Behörden zu sehr von Lobbyisten und Unternehmen vereinnahmt sind, sodass sich ausgerechnet hier nichts ändern wird. Einige erwarten sich übrigens dauerhafte Änderungen, was die Hygiene und Menschenkontakte betrifft. Händeschütteln könnte ein Ding der Vergangenheit werden. Viele hoffen, dass die Solidarität zwischen Menschen und der Zusammenhalt bestehen bleiben. Und weil wir schon bei Solidarität sind: Diese erwarten sich die Befragten auch von der EU und den EU-Mitgliedern. Und sie sind der Ansicht, dass der Staat und staatliche Einrichtungen wertgeschätzt werden sollen. Gerade in Krisenzeiten geht ohne sie nichts.
Es könnte durchaus sein, dass wir als unerwartetes Ergebnis aus dieser Krise eine Reihe von neuen Unternehmen und eine Gründerwelle erleben sowie dass Menschen danach besser wissen, was sie wirklich im Leben wollen und wie eine neue Normalität im Sinne einer besseren Gesellschaft aussehen soll.